Die Kaiserfenster am Ulmer Rathaus, erschaffen von
Hans Multscher um 1430
Hans Multscher (3)
Bildhauer der Spätgotik in Ulm
Er war zwar kein gebürtiger Ulmer, aber auf Grund seins Wirken in unserer Stadt hat er diesen Platz sicher Verdient.
Geboren wurde Hans Multscher um 1400 in Reichenhofen/Allgäu. Er kam nach seinen Wanderjahren, die ihn nach Nordfrankreich und den Niederlanden führen, 1427 nach Ulm, wo er als freier Bürger aufgenommen wurde. In seiner Heimat besaß Multscher die Freirechte der königsfreien Leute auf der Leutkircher Heide. In der Reichsstadt Ulm war er deshalb Freimeister ohne Zunftzwang (dies wird unter Fachleuten aber angezweifelt) und brauchte zeitlebens keine Steuern zu zahlen. Dies dankte er der Stadt mit seinem überragendem künstlerischem Lebenswerk, das die Ulmer Kunst in den Jahren bis zu seinem Tod 1467 und weit darüber hinaus entscheidend prägte. Im selben Jahr seiner Ankunft in Ulm heiratete er die Bürgerstocher Adelheid Kitzin. Er besaß ein Haus unweit vom Münster in der Straße bei den Barfüßern. Hans Multscher war Steinbildhauer und Bildschnitzer, Tafelmaler und Faßmaler, Kunstschreiner und Modelleur zugleich. Er betrieb in Ulm eine gut gehende Werkstatt mit vielen Gesellen, so das einige seiner Werke nicht allein von ihm stammen. Er gald in Fachkreisen als Vorreiter der "Ulmer Schule" der auch Jörg Syrlin d.Ä. angehörte.
Bereits im Ankunftsjahr 1427 erhielt er die ersten Aufträge, Rathausfiguren, 1430 die Kaiserfenster , von der Stadt. 1429 schuf es den Schmerzensmann am Ulmer Münster im Auftrag der Kaufmannsfamilie Hutz und 1433 die Kargnische im Münster. Das Karg-Retabel, unterhalb der Kargnische, trägt ein umlaufendes Schriftband mit Marienhuldigungen, darunter, über die ganze Breite des Retabel, zwei weitere lateinische Inschriften. "Sie lauten übersetzt: Dieses Werk, auf Drängen des ehrbaren und weisen Mannes Cuonrad, genannt Karg, Bürger von Ulm, gefertigt wurde, wurde vollendet am Tag des Heiligen Johannes des Täufers im Jahre der Fleischwerdung des Herrn 1433". Darunter kleiner: "Durch mich Hans Multscher von Reichenhofen, Bürger von Ulm, mit meiner eigenen Hand errichtet"
Die Kargnische an der Ostwand im Ulmer Münster. Er stellte die Szene dar, wie der Engel an Maria die Geburt Jesu verkündet. So ist es der Umschrift noch zu entnehmen. Doch die Steinfiguren fielen der Zerstörungswut des reformatorischen Bildersturms 1531 zum Opfer. Sie wurde zu gemauert und übertüncht, wie eine Lithographie von 1818 zeigt. Erst 1875, bei Reparaturarbeiten wurde die Nische wieder entdeckt, wurde aber nicht freigelegt. 1905 entschloss man sich zur Freilegung der Kargnische. Übrig geblieben waren Goldschimmernde Engelsflügel und ein kunstvoll aus Stein drapiertes Tuch, die heute noch zeigen wie schön der Wandaltar einst war. Die Wunden sind bis heute sichtbar.
Kaiserfenster
auf der Ostseite des Ulmer Rathauses. Hier darf man davon ausgehen das dies eine eigene Arbeit von H. Multscher ist.